Nähen, Flicken, Stopfen

Bei mir zu Hause ist der Mann der Handwerker. Dinge reparieren fällt in sein Ressort, ebenso auch die Klamotten, also Löcher stopfen oder Flicken raufsetzen. Und eines Tages hatte er doch tatsächlich keine Lust mehr und hat mir sage und schreibe das Klamottenhäufchen hingelegt und gesagt: „Hier, mach mal selber, ist nicht schwer.“ Schnappatmung, sage ich euch.

das musste alles repariert werden

Grummelnd und brabbelnd habe ich mich also daran gesetzt und Löcher gestopft, ans Flicken habe ich mich nicht getraut. Ich sage euch, so richtig schön kann ich das nicht. Ich bin sehr ungeduldig, was so Kleinkram angeht und es fällt mir schwer, sorgfältig zu arbeiten. Aber ich habe an dem Tag und noch an einem weiteren doch einige Teile reparieren können. 🙂 Und die Sachen sind trotzdem noch tragbar.

Ehrlich gesagt, manchmal ist es mir aber trotzdem peinlich, die Kinder mit reparierten Klamotten loszuschicken. Das hat so etwas von „Arme Leute“-Ding, wenn ihr versteht, was ich meine. Als könnten wir uns keine heilen Klamotten leisten. Und genug Second-Hand-Portale bieten ausrangierte, aber noch gut erhaltene Kleidung an. Aber trotzdem finde ich es wichtig, die Kleidung zu reparieren. Die Bekleidungsindustrie stößt Unmengen an CO2 aus, in einem T-Shirt stecken fast 2500 Liter Wasser, alleine für die Produktion. Da ist es doch Wahnsinn, das T-Shirt nicht zu reparieren.

Diese Hose zum Beispiel wurde jedoch vom Kind mit Stolz getragen, weil es sich die Flicken und die Muster selbst aussuchen durfte. Das hat aber mein Mann gemacht, da er mit der Nähmaschine umgehen kann. Ich selbst habe mich bisher nur an das händische Nähen getraut. Ich habe dieses Bild bei Instagram gezeigt und nach Erfahrungen von anderen mit dem Auftragen gebrauchter Kleidung gefragt, denn ich selbst kann mich nicht bewusst an einen Zeitraum erinnern, an dem ich gebrauchte Kleidung getragen habe. Ich denke, wichtiger ist da vielmehr, dass man bei gebrauchter Kleidung die trägt, die einem auch gefallen, gerade auch als Kind. Nichts ist blöder, als in den viel zu weiten oder großen Klamotten irgendwelcher Cousinen zu stecken, die man nicht mochte (ob die Klamotten oder die Cousinen, sei jetzt mal der Fantasie der Lesenden überlassen. :-))

Zu dieser Problematik, sich für reparierte Kleidung zu schämen, habe ich aber irgendwann im letzten Jahr einen sehr inspirierenden Artikel einer italienischen Modedesignerin gelesen, die selbst reparierte Kleidung trägt, um einen Gegenpart zur Fast-Fashion-Industrie zu bieten. Das hat mir einen Teil der Scham genommen und mir zu einer erwachseneren Einstellung verholfen. Ich verlinke den Artikel unten bei den Quellen. Auch, wenn ich mir sicher bin, dass die Designerin deutlich besser Löcher stopfen kann als ich oder mein Mann. 😛 Mittlerweile bin ich selbstbewusst genug, auch selbst reparierte Kleidung zu tragen, was ich mich letztes Jahr noch nicht getraut habe. Nur fehlt es gerade einfach an Anlässen, ein schickes und geschickt repariertes Kleid zu tragen. Aber das kommt noch, ganz bestimmt. Und bis dahin fröne ich meiner durch das Stopfen entdeckten Leidenschaft – dem Sticken. 😀

Nur wird dieses Kunstwerk erst in ungefähr zehn Jahren fertig sein. Da ging das Stopfen der Löcher in der Kleidung irgendwie schneller…

Quellen:

Durstige Kleidung – So viel Wasser braucht mein T-Shirt | Wir leben nachhaltig (wir-leben-nachhaltig.at) – Abruf: 23.01.2022

Hersteller lässt die Ökobilanz eines T-Shirts ausrechnen – Utopia.de – Abruf: 23.01.2022

TU Berlin (2020): Der Lebensweg eines T-Shirts – eine Ökobilanz | Bioökonomie.de (biooekonomie.de) – Abruf: 23.01.2022, da gibt es auch den Link zu einer Studie zum Ressourcenverbrauch des T-Shirts insbesondere während seiner Nutzungsphase.

Modedesignerin Orsola de Castro im Interview – SZ Magazin (sueddeutsche.de) – Abruf: 23.01.2022

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