Klimakommunikation und wie sie nicht aussehen sollte

Heute bin ich über einen Artikel von Spiegel online gestolpert, der sich mit den Methanemissionen befasst. Ich habe ihn aus Gründen, die ich gleich erläutern werde, nur überflogen, deswegen fasse ich ihn nur grob zusammen. Für detailliertere Informationen lest bitte im unten verlinkten Artikel selbst nach.

Methan ist als Treibhausgas achtzig Mal wirksamer als CO2, verbleibt aber viel kürzer in der Atmosphäre. Wenn die Stoffe, die das Methan abbauen, beispielsweise durch Waldbrände aber mit Kohlenmonoxid reagieren, können sie das das Methan nicht abbauen. Daher verbleibt das klimaschädliche Methan in der Atmosphäre und heizt die Erde weiter auf. Zusätzlich gibt der tauende Permafrostboden in Russland enorme Mengen Methan frei, die logischerweise auch nicht abgebaut werden. Der Artikel endet mit folgendem Absatz:

„Die Folge der kombinierten Effekte sei, dass sich Methan wegen des Klimawandels länger in der Atmosphäre halte als früher. Redfern und Cheng schätzen, dass die Erderwärmung viermal stärker auf die Methankonzentration wirke als bisher bekannt. »Das war ein wirklich schockierendes Ergebnis«, sagte Redfern dem »Guardian«. Daraus folge, dass die Klimakrise sich noch gefährlicher und extremer auswirke als gedacht.“ (Methan-Konzentration steigt: Die Selbstreinigung der Atmosphäre macht schlapp – DER SPIEGEL

Was löst dieser Artikel aus?

Panik auf der einen Seite, Ratlosigkeit auf der anderen. Gelungene Klimakommunikation sieht anders aus.

Er hat uns Informationen gegeben, die uns ängstlich, ratlos und hilflos zurücklassen. Mir selbst geht es nach der Lektüre solcher Artikel oft so schlecht, dass ich wie gelähmt bin. Es macht mich handlungsunfähig, weil es mich so frustriert. Denn das ist alles so schrecklich, aber was können wir tun? Wir können natürlich aufhören, Fleisch zu essen, damit die Kühe nicht mehr so viel Methan auspupsen, aber individuelle Konsumentscheidungen reichen längst nicht mehr aus. Die Brände in Brasilien, Südeuropa, Australien, Mitteleuropa, Sibirien können wir nicht verhindern. Putin hat gerade offenbar auch Wichtigeres zu tun, als sich um den tauenden Permafrostboden zu kümmern.

Versteht mich nicht falsch, es ist wichtig über die Klimakrise zu reden. Aber der Artikel nennt erstens keine konkreten Auswirkungen aus dieser erhöhten Methankonzentration, daher bleibt eine abstrakte, aber sehr große Angst zurück. Und zweitens gibt er keine Lösungen an die Hand. Ich verstehe alle, die mit Weltuntergangsszenarien versuchen, ihr Umfeld aufzurütteln, ich tue es selber ab und zu, wenn es mir sehr schlecht geht. Aber wie erfolgreich bin ich damit? Es wird abgetan mit: „Ist doch eh zu spät“ oder mit „Ich alleine kann nichts ändern.“

Und das stimmt. Aber ich könnte Lösungen an die Hand geben, nach Möglichkeit auch Lösungen, die über das individuelle Konsumverhalten hinausgehen. Unter dem Artikel hätte stehen können: „Machen Sie sich Sorgen um die planetare Gesundheit? Setzen Sie sich ein für eine klimagerechte Politik, die unser aller Leben verbessert. Reden Sie mit den Abgeordneten aus Ihrem Wahlkreis. Oder spenden Sie an folgendes Projekt/Umweltschutzorganisation.“ Bei dem oben genannten Artikel hätte sich beispielsweise ein Hinweis auf den Pleistozän-Park in Russland angeboten. Dort werden Tierherden gehalten, die durch das Festtreten des Schnees für niedrigere Bodentemperaturen sorgen können. Auch ein Link zu einer Petition oder zu einem Musterbrief, wie ich Abgeordneten gegenüber meine Sorgen in Bezug auf die Klimakrise ausdrücken kann, wäre sehr viel unterstützender gewesen.

Es gibt Lösungen und Möglichkeiten, um wenigstens ein paar Hundertstel Grad Erderwärmung zu verhindern. Diese müssen viel stärker und vor allem positiver kommuniziert werden. Das gilt für die Aktiven in der Klimabewegung. Aber noch mehr gilt das für die Medien.

Quellen: Methan-Konzentration steigt: Die Selbstreinigung der Atmosphäre macht schlapp – DER SPIEGEL (Abruf: 07.07.2022)

Pferde retten Permafrost in Sibirien – Universität Hamburg (uni-hamburg.de) (07.07.2022)

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