CarboTIP Projekt im Tierpark Berlin

CarboTIP-Projekt im Tierpark Berlin

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mittlerweile mit dem Einsatz und den Möglichkeiten von Terra Preta oder der Nutzung von Pflanzenkohle (auch Biochar genannt) im Kompostierungsprozess. Neben dem Botanischen Garten mit dem TerraBoGa-Projekt (https://terraboga.de/ – Abruf: 26.09.2020) probiert auch der Berliner Tierpark in Friedrichsfelde neue Möglichkeiten aus, CO2-Emissionen zu sparen und die Stoffkreisläufe im Tierpark Berlin zu optimieren. Dabei arbeitet er eng mit der Fachabteilung für Geoökologie an der FU Berlin zusammen, die bereits das TerraBoGa-Projekt wissenschaftlich untersucht und begleitet hat.

Im Folgenden möche ich die Erkenntnisse aus dem Berliner Tierpark aus der Fachzeitschrift „Müll und Abfall“, Ausgabe 06/19 vom Erich Schmidt Verlag zusammenfassen, da die Ergebnisse nicht öffentlich zugänglich sind.

Warum will der Tierpark Berlin Pflanzenkohle einsetzen?

Im Berliner Tierpark fallen große Mengen an Mist, Laub- und Grünschnittabfällen an. Diese wurden bisher ungenutzt und mit hohen Kosten entsorgt. Inspiriert vom TerraBoGa-Projekt des Botanischen Gartens Berlin wurde 2016 auch ein Terra-Preta-Projekt im Tierpark initiiert, dessen Ziel vornehmlich die Sequestrierung von CO2 war. Das bedeutet, CO2 dauerhaft gebunden in den Boden einzubringen und so der Atmosphäre für die nächsten hunderte Jahre zu entziehen.

Laubpellets zu Pflanzenkohle machen

Dabei stand die Verkohlung der Laubmengen im Vordergrund, um mit der daraus gewonnenen Pflanzenkohle einen CO2-negativen Nährstoff- und Wasserspeicher zu erhalten. Die während der Pyrolyse entstehende Wärme kann zum Heizen der Gebäude im Tierpark genutzt werden.

Mittels Proben wurde festgestellt, dass die Laubmassen in Bezug auf die Schadstoffbelastung gut zur Verkohlung durch Pyrolyse geeignet waren. Das ist sehr wichtig, da es europäische Richtlinien für Biochar, also für zertifizierte Pflanzenkohle gibt. Nur diese soll für die dauerhafte CO2-Bindung in stabilen Kohlestoffverbindungen eingesetzt werden. So wird sichergestellt, dass keine Schwermetalle in den Boden gelangen.

Das Laub wurde zum Trocknen gelagert, zerkleinert und zu Pellets verarbeitet. Danach wurden die Pellets verkohlt, wobei die Einflüsse von Verkohlungsdauer und -temperatur auf die Schwermetallgehalte untersucht wurden. Die Qualität der gewonnenen Pflanzenkohle aus den Laubpellets war sehr gut, da die Grenzwerte an Schadstoffen nicht überschritten wurden.

Pflanzenkohle als Zuschlagsstoff im Kompost

Neben den Laubmassen wurde auch Gehölzschnitt verkohlt. Die Pflanzenkohle wird bei der Kompostierung von Tiermist und Grünabfällen als Zuschlagsstoff hinzugefügt. Dadurch werden die Emissionen während der Kompostierung verringert und CO2 wird dauerhaft in den Boden eingelagert, das heißt, durch die Bindung von CO2 in den stabilen Verbindungen der Pflanzenkohle wird das CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt. So trägt der Tierpark Berlin, ebenso wie der Botanische Garten maßgeblich zum Klimaschutz bei.

Das Projekt im Tierpark

Leider gibt es auf der Webseite des Tierparks keine Informationen zum CarboTIP-Projekt. In meiner Verzweiflung habe ich den Tierpark anschreiben müssen, weil ich die Seite nicht wiedergefunden habe – sobald ich die Mail abgeschickt habe, ist mir natürlich der Name des Projektes eingefallen und ich habe die Homepage gefunden. Kurze Zeit später bekam ich auch die Antwort der freundlichen Kollegin. Naja, einmal am Tag blamieren schärft den Charakter. 😛

Bilder, Medien und weitere Informationen findet ihr also auf der eigenen Projektseite: https://carbotip.de/ (Abruf: 26.092020). Ich hoffe inständig, dass die Workshops im nächsten Jahr stattfinden. Im Tierpark in der Nähe des Alfred-Brehm-Hauses gibt es übrigens eine Wiese mit Beeten, die mit Kompost-Pflanzenkohle-Substrat gedüngt wurden sowie ein Hinweisschild.

Was haltet ihr von dem Projekt? Würdet ihr gerne mehr darüber wissen? Ein Blogbeitrag zum CO2-Sequestrierungspotential von Pflanzenkohle folgt noch. Welche Orte oder Möglichkeiten fallen euch noch ein, wo Grün- und Holz- oder Laubabfälle anfallen und eine Umwandlung der Laub- und Holzabfälle in Pflanzenkohle sinnvoll wäre? Schreibt es mir in die Kommentare!

Quelle für diesen Beitrag:

Wagner, Robert; Stoof, Maik; Terytze, Konstantin: Laubverwertung mittels Herstellung von Pflanzenkohle. Erste Ergebnisse des Forschungsvorhabens CarboTIP im Tierpark Berlin Friedrichsfelde. In: Müll und Abfall, Ausgabe 06/19 (https://www.muellundabfall.de/ce/muell-und-abfall-ausgabe-06-2019/ausgabe.html, Abruf und kostenpflichtiger Erwerb am 28.06.2020).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert